Heilbronner Stimme - Artikel

2. März 2023 - von Heilbronner Stimme, Originaltext des Artikel


Wie Selbstvertrauen und Sex zusammenhängen

Wenn das Liebesleben nicht rund läuft, kann das viele Ursachen haben

SEXUALITÄT | Erektionsstörungen, Pornosucht oder Vaginismus: Anja Krüger, Heilpraktikerin für Psychotherapie aus Leingarten, erklärt, mit welchen Themen junge Erwachsene zu ihr kommen.


Ob Handys, Tablets oder PCs: Kinder und Jugendliche kommen immer früher mit digitalen Medien in Kontakt. Das hat auch Auswirkungen auf die Sexualität. Seit man etwa Pornos am Handy schauen kann, hat es einen enormen Schub an Problemen gegeben. Das beobachtet Anja Krüger von der Praxis Caposano für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz aus Leingarten. Spezialisiert ist Anja Krüger auf Sexualtherapie für Einzelpersonen und Paare.

Einen weiteren Schluss, den Anja Krüger durch ihre Arbeit ziehen kann, ist folgender: „Wenn junge Menschen zur Sexualtherapie kommen, hat es in der Regel immer mit Unsicherheiten und dem Selbstvertrauen zu tun, also die Sicht auf einen selbst.“ Und so sei es selten der Fall, dass extrovertierte, voll im Selbstvertrauen stehende Menschen bei ihr Rat suchten.

Anliegen

Es sind verschiedene Themen, mit denen junge Menschen zu Anja Krüger kommen. Bei Frauen sind es zum Beispiel Probleme mit der Libido, also das sexuelle Verlangen, oder die Lust auf Sex. Oder aber Vaginismus. Darunter versteht man, wenn sich die Beckenbodenmuskulatur automatisch zusammenzieht und ein Eindringen unmöglich ist, erklärt Anja Krüger. Dann sei Sex nicht entspannend oder schön, sondern schmerzhaft und verkrampfend. „Vaginismus ist ein Schutzmechanismus des Unterbewusstseins“, sagt sie. Die sexuelle Funktionsstörung könne organische oder psychische Ursachen oder aber eine Kombination aus beidem haben. Sind körperliche Ursachen wie Entzündungen, Zysten oder Schmerzen der Blase ausgeschlossen, kommen psychische Ursachen in Frage. Beispielsweise Stress, Burnout, negative sexuelle Erfahrungen oder ungünstige Sexpraktiken, nennt Anja Krüger ein paar Beispiele.

Bei jungen Männern kann es (wie bei den Frauen auch) Libidostörungen geben. Besonders Erektionsstörungen bei jungen Männern nehmen zu, häufig verursacht durch einen erhöhten Pornokonsum. Sexfilme will Anja Krüger aber nicht verteufeln: „Es gibt nichts gegen Pornos einzuwenden. Sie sind auch eine Art der Aufklärung“, sagt sie. Es komme immer darauf an, wie mit diesem Medium umgegangen wird. Pornos seien eine tolle Sache, wenn sie zum Antörnen benutzt werden und die Dosierung stimme, „sowie bei einem guten Glas Wein. Wenn ich Wein aber flaschenweise jeden Tag trinke, dann ist das nicht mehr gut.“

Wie bei Vaginismus können auch Erektionsstörungen körperliche oder psychogene Ursachen haben wie zum Beispiel der persönliche Leistungsanspruch, ein geringer Selbstwert oder Ängste, nennt Anja Krüger ein paar Beispiele. Das Problem: Bei vielen Männern baue sich mit den Malen eine Angstspirale auf. „Wenn es einmal nicht funktioniert hat, nimmt man es hin.“ Beim zweiten oder dritten Mal werde es als problematisch angesehen, und ab dann bestehe die Gefahr, aufzugeben und zu sagen: „Das kriege ich sowieso nicht hin.“

Abklären

Was tun, wenn man Schmerzen beim Sex spürt? Dann müsse der erste Weg zum Facharzt führen, stellt Anja Krüger klar. Das heißt, für Frauen zum Gynäkologen und für Männer zum Urologen. Sich einmal durchchecken zu lassen, sei immer der erste Schritt. Ebenfalls hilfreich sei, sich zu informieren, egal, ob im Internet, beim Facharzt oder mithilfe eines Therapeuten: „Gute und wertvolle Informationsquellen sind wichtig, um Probleme oder Fragen richtig einordnen zu können.“

Aber: „Es ist auch wichtig, am Selbstbewusstsein zu arbeiten“, empfehlt die Heilpraktikerin für Psychotherapie. Als wichtige Basis für eine gute Sexualität müsse man sich selbst gut kennen beziehungsweise besser kennenlernen. Wenn man eine aufregende Sexualität mit seinem Freund oder der Freundin erleben möchte, „setzt das voraus, dass sich beide selbstbewusst als begehrenswerte, sexuelle Personen sehen“.

Als einen weiteren, wichtigen Punkt für alle Paare, egal, ob jüngere oder ältere, nennt Anja Krüger außerdem das Stichwort Kommunikation und seine Bedürfnisse regelmäßig zu äußern, denn: „Bedürfnisse ändern sich – und da brauchen wir auch wieder Kommunikation.“

Kontakt zur Stimmt!-Redaktion: Telefon 07131 615-867 stimmt.de


ZUR PERSON Anja Krüger ist Heilpraktikerin für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Sexualtherapie für Einzelpersonen und Paare. Nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik arbeitete sie zunächst in der medizinischen Informatik an einer Universitätsklinik. Es folgten viele Jahre in der Wirtschaft. Mit dem Wunsch, Menschen zu unterstützen, begann sie eine mehrjährige Ausbildung, die sie als Heilpraktikerin für Psychotherapie abschloss. Es folgten umfassende Aus- und Weiterbildungen in der Sexualtherapie.